Die Idee


Das „Labor für Weltmusik“ – Die Idee

„Vielleicht kann man ohne Übertreibung sagen, dass die Zukunft der Welt nicht unwesentlich davon abhängt, was wir auf dem scheinbar bedeutungslosen Sektor Musik tun können.” (Alain Daniélou: Die Musik Asiens zwischen Missachtung und Wertschätzung).

Ein General des 2. Weltkrieges sagte einmal:

“Ours is a world of nuclear giants and ethical infants. We know more about war than we know about peace. We know more about killing than we know about living.”

(zu deutsch: „Unsere Welt besteht aus Nuklear-Giganten und ethischen Kindern. Wir wissen mehr über Krieg als über Frieden. Wir wissen mehr über das Töten als über das Leben.“)

(Dave Brubeck: The Light in the Wilderness – Oratorium)

Die Medien informieren heute weltweit über Ereignisse politischer, ökonomischer, wissenschaftlich-technischer, sozialer und kultureller Art. Durch das Internet und die Jets ist die Welt längst zum globalen Dorf geworden (McLuhan). Wo bleibt die Frage nach Inhalten, Werten für die Menschen, für die Kinder – für alle Kinder, auch für ausländische und arme Kinder? – Zerstört der Materialismus, der Terror der Ökonomie, Geist und Seele? Bildung für alle!

Wirtschaftlicher Profit kann nicht zum alleinigen Ziel und Inhalt der Menschen werden. Wissenschaftlich nachgewiesen sind seit langem die positiven Wirkungen von Musik und Musikvermittlung. Soziale Intelligenz, soziale Kompetenz und Kreativität sind eindeutige Ergebnisse musikalischer Förderung, Entwicklung und Aktivität (Hans Günther Bastian: Musik(erziehung) und ihre Wirkung; Manfred Spitzer: Musik im Kopf).

Auch die musikalische Welt ist auf dem Weg zur Globalisierung. Crossover-Begegnungen, kultureller Austausch zwischen Musiksprachen aller Nationen, Rassen und Religionen sollten zu friedlichen Dialogen führen. Schon zu Anfang des 20. Jahrhunderts befasste sich der Komponist und Musikforscher Béla Bartók in seinem Buch Musiksprachen mit der so genannten Rassenreinheit in der Musik. Eine Abschottung gegen fremde Einflüsse bedeutet den Niedergang der Kultur, die Öffnung und Begegnung mit guter Musik neue Kreativität und Bereicherung. Individuelle und nationale Authentizität können bei flexiblen, interkulturellen Dialogen erhalten bleiben.

Die europäische Musik ist weitgehend durch logisch-notierte Strukturen bestimmt, zum Beispiel Fugen oder Symphonien. Die Harmonik, beruhend auf zwei Tonarten (Dur und Moll) ist ausgeprägt-differenziert und mathematisch begründet (Das wohl temperierte Klavier, WTK). Die europäische Rhythmik ist durch die Harmonik bestimmt. Die orientalische Musik ist nicht notiert- modal, d.h. sie beruht auf zahllosen Tonarten und auch Mikrotönen innerhalb der Oktave, beispielsweise 22 shruti in der indischen Musik. Die afrikanische Musik ist weitgehend rhythmisch bestimmt: Polyrhythmik, Polymetrik.

Durch Jahrhunderte andauernden, auch kulturellen, Kolonialismus und den „kulturellen Völkermord“ (Alain Daniélou) wurde die sogenannte Folklore der traditionellen Musik der sogenannten dritten Welt systematisch zerstört. Die orale Kultur der außereuropäischen Musik (Eurozentrismus: ist Beethovens Musik außerindische Musik?) beruht auf schriftloser, lebendiger und expressiver Improvisation. Komponist und Interpret sind eine Person. In Schwarzafrika ereignet sich sogar oft eine spontane, aktive Publikumsbeteiligung. „We are 5, the quartet and the audience!“ (Dave Brubeck). Jedes handgemachte Instrument ist ein Freund, den man nicht verkaufen kann. Also keine industrielle Massenproduktion (Erfahrung aus Timbuktu).

Echte Dialoge unter Beibehaltung der kulturellen Identität der ursprünglichen Musiksprachen der Völker dieser Welt müssen angestrebt werden. Vorbildlich können Institute wie in New York, Boston, Woodstock, Rotterdam, Berlin und Hildesheim sein.

Integration durch Bildung. Völkerverständigung durch Musik. Rettung der bedrohten Völker und ihrer Kultur. Keine Waffen weltweit!

Love and Peace!

Ilse Storb