Abschied von unserer Ehrenvorsitzenden Prof. Dr. Ilse Storb


Ilse Storb war Professorin für Jazzforschung, Weltmusikerin und erfand sowohl das Duisburger Jazzlabor als auch das Essener Labor für Weltmusik. Nun ist sie im Alter von 96 Jahren gestorben.

Ilse Storb war nicht nur die einzige Professorin für Jazzforschung in Europa, sie war auch eine überzeugte Weltmusikerin und eine der lautesten Trommlerinnen für Völkerverständigung dazu. Nun ist die Frau mit der unbändigen Energie, der ansteckenden Lebensfreude und dem schillernden Auftreten im Alter von 96 Jahren in Essen gestorben. Manchen galt sie als die „Jazzmutter der Nation“, die Duisburger Kunsthalle Cubus spricht „von einer der prägendsten Persönlichkeiten der Jazz- und Musikpädagogik in Deutschland und Europa“.

Geburtstag Prof. Dr. Ilse StorbIlse Storb war nicht nur eine renommierte Musikwissenschaftlerin und Jazzpädagogin, sondern auch ein echte Ausnahmeerscheinung im Musikleben. Eine Frau, die sich früh in der Männerdomäne Jazz einen herausragenden Platz erkämpfte, die mit ungewöhnlichen Ansätzen den Hochschulbetrieb aufmischte und mit Vorliebe bunte Brillen trug. Ihre sendungsbewusste Art machte sie weit über die Grenzen des Ruhrgebiets bekannt. Auftritte bei Bettina Böttinger und Sandra Maischberger gehören zur Vita der Trägerin des Bundesverdienstkreuzes ebenso dazu wie bei Stefan Raab, wo sie mit ihrem legendären „Pata Pata“ dafür sorgte, dass es sogar dem Moderator die Sprache verschlug.

Dabei schien der musikalische Weg von Ilse Storb, 1929 in Essen geboren, zunächst ganz klassisch ausgerichtet. Die Mutter brachte ihr das Klavierspielen bei, Storb studierte in Köln, Paris und Boston, promovierte über Claude Debussy, bis sie 1969 mit Jazz in Berührung kam. Ihre Habilitationsschrift verfasste die über den legendären Jazzpianisten Dave Brubeck, mit dem sie noch durch New York gebummelt ist. Star-Trompeter Louis Armstrong widmete sie später eine Monografie und stand hernach regelmäßig mit einer Band namens „Ilse and her Satchmos“ auf den Bühnen.

Für Ilse Storb war Jazz eine „Musik von Seele zu Seele“

Das 1971 von ihr zusammen mit Joe Viera gegründete sogenannte „Jazzlabor“ an der damaligen Pädagogischen Hochschule Ruhr in Duisburg, einem Teil der späteren Uni Duisburg-Essen, wurde zum wegweisenden Vorläufer von Jazz-Ausbildungsgängen an Musikhochschulen, zu den prominenten Schülern gehörte auch der Mülheimer Entertainer Helge Schneider. Der Zugang zur Musik zur Musik war für Ilse Storb dabei alles andere als eine verkopfte Angelegenheit. Der Jazz sei „Musik von Seele zu Seele“, hat sie einmal in einem Interview mit dieser Zeitung gesagt

Und auch die Liebe zur Weltmusik, der ihr späteres, großes Engagement galt, war für sie mehr als eine Entdeckung von fremden Harmonien und ungewohnten Rhythmen, sondern eine Lebenseinstellung. Dass sie in ihrem Leben mehr als 30 Mal nach Afrika gereist ist, konnte man auch ihrem Essener Zuhause ansehen, das vollgestopft war mit Objekten, Instrumenten und Zeugnissen aus dem afrikanischen Raum.

Ilse Storb hat in ihrem Leben unzählige Mal den afrikanischen Kontinent besucht

Musikalische Kontakte pflegte Storb zudem in alle Welt. Freundschaften wie die zu dem als „Pianist aus den Trümmern“ bekannt gewordenen syrisch-palästinensischen Pianisten Aeham Ahmad lenkten die Aufmerksam auf die Kriegs- und Krisengebiete der Welt und auf die Bedeutung des kulturellen Miteinanders, für das Ilse Storb immer wieder geworben hat. Mit dem „Labor für Weltmusik“, das in Essen beheimatet ist, führt der Freundeskreis Ilse Storb/Labor für Weltmusik e.V., ihre Vermittlungs-Arbeit fort. Missionieren wolle sie nicht, hat die temperamentvolle Friedensarbeiterin einmal gesagt. Sie wolle nur Menschen glücklich machen, mit Musik natürlich.

Z.T. übernommen von Martin Schürmann aus der WAZ.

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